Nachdem OLGA gut vorbereitet wurde (kleiner Service (gefettet, Flüssigkeiten nachgefüllt und mal wieder Schrauben nachgezogen ), Politur (Vorbeugung gegen die Salzluft - das haben wir beim Niva gelernt), neue Leuchtmittel (die „Original-Russen-Lampen“ des UAZ sind einfach zu dunkel) und alles gepackt ist (incl. alles für das gemütliche Nachtlager in der Buchanka), kann es nun endlich losgehen.
Wir haben uns kurzfristig entschlossen schon Sonntag zu fahren, so können wir noch Toms Schwester mitnehmen und einen Zwischenstopp in Kiel machen. Wir brechen also auf ins Land der grünen Vulkane… ♥
Die 370 km durch Hochsommerhitze und Gewitterregen verlaufen ohne Probleme - und OLGA wurde (dank 70-iger und 80-iger Musik aus der Retro-Soundanlage) mal wieder zum Partybus!
Wir quartieren uns direkt am Nord-Ostsee-Kanal ein und genießen aus der „Waffenschmiede“ (ja so heißt das Hotel ) den Ausblick auf die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt (das ist selbst nachts ein sehr interessantes Schauspiel). Mit Feinstaub und Motorgeräusch der vorbeifahrenden Container-Riesen träumen wir uns schon mal auf die Inseln.
Bei durchwachsenem Wetter geht's weiter in Richtung Norden. OLGA schraubt sich tapfer (und bis jetzt ohne technische Probleme) nach Dänemark.
Die Autobahn ist voll! Unterwegs kommen wir mit mehreren Autofahrern ins Gespräch (ein bisschen ist es mit dem UAZ wie mit einem Hund - man wird immer auf den hübschen Begleiter angesprochen ). Natürlich ist die Mehrzahl der Interessenten auch unterwegs zur Norröna, der einzigen, wirklichen Nordatlantikfähre!
Die Dänen sind sympathisch und unser obligatorischer Stopp mit Übernachtung im süßen Aalborg (mit vielen schiefen Häuschen - siehe Bild von der „Hjelmerstald“ - einer der ältesten Gassen hier) ist wie immer sehr entspannend (das ist gut, denn wir sind schon ein wenig aufgeregt)!
Die Einschiffung auf die Norröna erleben wir bei bestem Wetter. Und auch hier freuen sich viele über unseren kleinen Russenbus (obwohl die „Konkurrenz“ hier im Hafen groß ist und viele der Offroader aussehen, als wollten sie eine Wüstenrallye starten ). OLGA darf als Vorletzte an Board, aber dafür auf dem geräumigen LKW-Deck stehen (geniale Position - „Auge in Auge“ mit einem Sattelzug-Rangier-Riesen). Wir verabschieden uns glücklich in Richtung Atlantik! ♥
Die Zeit auf der Fähre über den Nordatlantik auf die Färöer Inseln verging wie im Flug. Noch ein letztes Mal kräftig Sonne und eine „Mütze Schlaf“ tanken.
Auf hoher See (kurz vor den Shetland Inseln) haben wir ordentlich Seegang, und Tom überrascht mich mit einer Erdbeertorte zum Geburtstag! Wow! ♥ Wunderbar denke ich und fühl mich jung trotz des „hohen“ Alters (dank Wellen, wie ein Kleinkind in 'ner Wiege. )
Die „Schafsinseln“ (so heißen die Färöer Inseln wörtlich übersetzt) erwarten uns im Regen. Aber das macht nichts, denn was das Wetter angeht, haben wir uns auf einen feucht-fröhlichen Urlaub eingestellt.
Mystisch sieht das Archipel, das aus 18 erdgeschichtlich relativ jungen Inseln besteht, aus - so im Nebel (die Färöer sind etwa 3x so alt wie Island, also ca. 60-70 Mio Jahre)! Nach einer schönen Fahrt durch Fjorde im Regen erreichen wir „unser“ Häuschen mit Grasodendach und sind glücklich: Endlich haben wir Zeit, die „grünen Vulkane“ mal aus der Nähe zu erkunden!
Es stimmt, die grüne Grasschicht auf den basaltig-felsigen Vulkanen ist hier wirklich nur ganz dünn! Das ist der Grund warum man hier beim Wandern nicht unnötig „rasenlatschen“ soll!
Bei windigem Regenwetter wandern wir heute mit dem UAZ nach Kirkjubøur, einem Ort im Südwesten der Insel Streymoy. Hier erleben wir gleich drei typische Färöer Sehenswürdigkeiten direkt am Atlantik:
Die „Roykstovan“ (= „Rauchstube“) des alten Königsbauernhofes (= das älteste, heute noch bewohnte Holzhaus Europas aus dem 11. Jahrhundert), den „Múrurin“ (= die Ruine des Magnusdoms von 1300, der gerade restauriert wird) und die „Ólavskirkjan“ (= die Olavskirche von 1250). Und „zur Auflockerung“ darf natürlich die Sumpfdotterblume nicht fehlen (= die Nationalblume der Färöer) - zu Recht finden wir, denn hier gibt es ganz prächtige Exemplare davon.
OLGA schlägt sich tapfer bei dem kräftigem Sturm (sie lässt sich manchmal nur schwer überreden geradeaus zu fahren ), sie sieht dank Regen aber wieder taufrisch aus - ganz im Gegensatz zu den durchnässten Schäfchen, die uns irgendwie leid tun (natürlich sind „die“ das gewohnt, sie sehen aber trotzdem nicht glücklich aus, eher so als ob sie mit uns mitkommen wollen…). ♥
Wenn das Wetter mitspielt, geht's morgen auf die Vogelinsel Mykines. Nein nicht zum Jagen (dazu später mehr ), sondern zum Beobachten!
Regen, Sturm und Wind verhindern, dass die kleine Fähre heute nach Mykines übersetzt. Also keine Vogelinsel heute, sondern eine Wanderung zum „Ende der Welt“.
Bei Miðvágur starten wir unsere Wanderung um den Sørvágsvatn! Dieser größte See der Färöer hat solche Ausmaße, dass er zwei unterschiedliche Namen trägt. Am Westufer nennen ihn die Anwohner Sørvágsvatn, am Ostufer heißt er Leitisvatn. Also einigen sich die pragmatischen Färinger einfach nur auf Vatnið (= „der See“ ).
Das Faszinierende an diesem See ist, dass er auf einem Felsplateau endet - und förmlich schräg aus der Küste ins Meer hinausragt. Ein von der Natur kreierter „Infinity Pool“. Der See mündet am Ende dann noch in die See (= Wasserfall Bøsdalafossur). Dieser Ort wird Trælanípan genannt. Ein beeindruckendes Naturkunstwerk!
Wir genießen die Wanderung und staunen mal wieder über das abwechselungsreiche Wetter, das uns heute mit der Sonne echt positiv überrascht! Die Aussicht über die Klippen ist fantastisch und die Luft unglaublich frisch! Trotzdem muss man hier immer aufpassen, denn der wunderschöne Golfrasen endet oft plötzlich in steilen Klippen!
(Der Gedanke daran, dass die Färinger in der Vergangenheit ihre Leibeigenen von diesen über hundert Meter hohen Klippen heruntergestoßen haben, wenn sie nicht mehr „arbeitsfähig“ (oder willig?) waren, stimmt uns nachdenklich.)
Da das Wetter so schön ist, machen wir uns mit dem UAZ noch auf in das Dorf Gásadalur. Bis vor ein paar Jahren war dies noch einer der isoliertesten Orte Europas. Er war nur über einen Wanderweg (den auch der Postbote nahm) oder per Helikopter (die hier übrigens Linienverkehrsmittel sind) erreichbar. Mittlerweile gibt es einen Tunnel im Bergmassiv (der Aufmerksamkeit erfordert, da er nur einspurig ist, d.h. bei Gegenverkehr muss an gekennzeichneten Stellen ausgewichen werden - die Färöer haben hierfür eigene Regeln).
So kann man das immer noch relativ einsame, idyllische Dörfchen heute recht einfach erreichen und den Blick auf die steil abfallende, felsige Nordwestküste Vágars genießen. Ein kleiner „Bach“, stürzt dort am Kliff aus rund 100 Meter Höhe als Wasserfall ins offene Meer - und sieht einfach traumhaft aus! ♥
Heute geht's mit OLGA auf die „Männerinsel“ (= ja, das bedeutet „Kalsoy“ wörtlich übersetzt ). Wir brechen auf, um den nördlichsten Leuchtturm der Färöer zu erkunden. Die kleine Fähre auf diese Außeninsel verkehrt nur drei Mal am Tag und kann dabei maximal 17 Autos transportieren! Das wird spannend - mal sehen ob wir es zurückschaffen…
Die Fahrt auf dieser langezogenen Insel durch vier einspurige Tunnel bis zum nördlichsten Zipfel ist schon ein Erlebnis für sich. Wir wandern von Trøllanes aus durch saftig-grünes Gras - begleitet von Schafen und Seevögeln. Der anschließende Ausblick vom kleinen Leuchtturm am „Ende der Welt“ ist einfach fantastisch!
Die Gratwanderung auf dem „grünen Dach“ einer Art natürlichen „Kirchenschiffs“ ist übrigens nichts für schwache Nerven. - Ein falscher Tritt und das war's! Wir sind vorsichtig (und freuen uns, dass es heute mal nicht stürmt) und genießen demütig-glücklich diesen unglaublichen Eindruck!
Im Nordosten kann man die Felsen „Risin“ und „Kellingin“ sehen (= die versteinerten Riesen vor den Färöern). Hier gibt es eine schöne Sage. Beim Versuch, die Färöer Inseln heimlich nachts nach Island zu ziehen, verschwendeten „Risin und sein Weib“ leider zu viel Zeit mit den Vorbereitungen. Die Sonne ging auf und versteinerte beide. Hier stehen sie noch immer und blicken sehnsüchtig ihrer Heimat entgegen, ohne sie je wieder erreichen zu können.
Auch wir ver(sch)wenden hier so viel Zeit, dass beim Rückweg keine Zeit mehr für die „Robbenfrau“ bleibt (= einer Statue der Hauptfigur des bekanntesten Volksmärchens der Färöer). Aber wir haben Glück und sind die Vorvorletzten an der kleinen Fähre und werden doch noch zurückkommen. Die kurze Wartezeit überbrücken wir mit dem Lesen meiner Lieblingslektüre (http://79oktan.net). Ganz passend zum UAZ-Bus-Artikel kaufen wir beim anschließenden Tankstopp noch das Nötigste (= ein „Buchanka“-Kastenbrot). ♥
Positiv gestimmt nutzen wir die „weißen Nächte“, um bei „Ebbe“ noch eine Wanderung zu einem angeblich versteckten Traumstrand „Út á Lónna“ zu unternehmen.
Die Reise führt uns durch eine landschaftlich wunderschöne Strecke, die hier passenderweise durch eine Sumpfdotterblume gekennzeichnet sind ♥, bis nach Saksun. Von hier aus führt ein bei Ebbe passierbarer Weg zu einem versteckten Strand, den wir nie auf den Färöern vermutet hätten.
Unterwegs fühlen wir uns wie in einem Jules Verne Roman, die mit Mineralien durchsetzten Felsen der Schlucht glänzen durch Tauwasser und Regen, das Grün sieht urzeitlich aus und die vielen Vogelstimmen hallen nach mit lauten Echos. Jetzt würde es uns nicht wundern, wenn hier noch Flugsaurier vorbeikommen…
Der Strand ist dunkel und weich, das Meer rauscht wunderbar und die Abendsonne erwärmt diesen schönen Moment. Ein Traum! ♥
Schon wieder eine Sage! Auf den Färöer Inseln tauchen immer wieder Fabelwesen auf. Viele haben auch mit Trollen zu tun (es gibt sogar eine eigene Troll-Landkarte… ). Unsere Wanderung bei mystisch-nebligem Wetter (wie passend) führt uns heute zum „Trøllkonufingur“ (= wörtlich übersetzt: dem „Finger des Trollweibs“).
Die See ist ruhig, aber die Wolken hängen regenreich und schwer über dem Wasser und nur für eine sehr kurze Zeit schafft es der Wind, den Blick auf die über 300m hohe Felsnadel an der Südküste freizublasen.
Der Sage nach ist das der Finger einer Hexe, die aus Island kam, um die Färöer Inseln nach Island zu ziehen (haha, schon wieder wollte jemand die Färöer Inseln „klauen“ - die wussten schon früher was schön ist ). Auch sie schaffte es nicht! Und als die Sonne aufging, erstarrte sie zu Stein und fiel rückwärts in die See. Sie war so groß, dass, als sie auf den Grund sank, nur noch ihr Finger (= Trøllkonufingur) und ein Teil ihres Kopfes (= Insel Koltur) über Wasser noch heute zu sehen sind.
Auf dem Rückweg staunen wir über die wirklich elfenhaft-schöne Landschaft auch „im Kleinen“. Die „grünen Vulkane“ sind nicht nur voller Gras (und Sumpfdotterblumen ), sondern voller herrlicher Blütenpracht, sogar Orchideen (eine Art des Kabenkrauts) und immer wieder Veilchen (nur haben die heute nicht so recht „Lust“ den Mund aufzumachen).
Sturm, Regen und Windboen mit über 100km/h „verhageln“ uns heute zwar nicht „die Petersilie“, aber dieses (auch typische) Färöer Wetter veranlasst den Kapitän, die für heute geplante Steilküsten-Schiffstour abzusagen. Wir sind gar nicht so traurig darüber, denn als wir anschließend mit OLGA zum äußersten Norden der Hauptinsel Streymoy aufbrechen, fegt es uns mehrmals fast von der Straße! - Gut dass wir jetzt nicht auf dem Wasser sind!
Unterwegs kommen wir an gefühlten 100 Wasserfällen vorbei. Einer davon ist besonders beeindruckend, so dass wir bei Regen und Sturm einen Zwischenstopp einlegen. Der 140m hohe „Fossá“ fällt in mehreren Stufen bis ins Meer - und „wirbelt“ dabei nochmal ordentlich Wasser in die Luft (spätestens jetzt sind wir wirklich nass )! Aber es fühlt sich wie eine „Frischzellenkur“ an (irgendwie hat es auch etwas zutiefst Entspannendes, der Natur so „ausgeliefert“ zu sein). ♥
Wir „schwimmen“ mit dem UAZ weiter in Richtung Tjørnuvík, einem kleinen Dorf ohne Durchgangsverkehr. Der Ort liegt eingebettet zwischen hoch aufsteigenden Bergen, so dass die Sonne hier nur morgens scheint (obwohl das ist heute auch wirklich egal ist ).
Schön dass es hier noch nicht so touristisch „erschlossen“ ist, stellen wir zusammen mit zwei Finnen fest, die wir hier im Regen treffen! Das erste Mal genießen wir einheimische Kost (= eine kleine Zwischenmahlzeit) in der privaten Küche eines Dorfhäuschens. ♥ So weit „ab vom Schuss“ ist man hier aber doch nicht, denn der Wirt teilt uns (ungefragt) die letzten Ergebnisse der Fußballweltmeisterschaft mit (dabei sind wir doch extra geflüchtet).
Beim anschließenden Strandspaziergang durch schwarzen Lavasand testen wir die Wasserdichtigkeit unserer Kleidung und genießen noch einmal das stürmische Meeresrauschen (das trotz Sturm und Regen, erfolgreich den „EEPROM löscht“) und den Ausblick auf die bereits vertrauten Felsen „Risin“ und „Kellingin“… Nach so einem Tag kann es eigentlich nur EINE Suppe geben! - Glücklich!
Interessantes gibt es auf den Färöern nicht nur „im Großen“ zu bestaunen, sondern auch „im Kleinen“! Nachdem der Sturm endlich nachgelassen hat, starten wir heute eine kleine Küstenwanderung in „unserem Heimatort“ Sandavágur. Natürlich überrascht uns unterwegs wieder mal der Regen (nicht wirklich ) und wir suchen Schutz in einer natürlichen Felshöhle. Was wir dabei „im Kleinen“ entdecken, fasziniert uns außerordentlich.
Neben Strand-Grasnelken, die hier in jeder noch so kleinen Ritze an der Küste zu wachsen scheinen (im Englischen werden sie passenderweise einfach „Sea Pink“ genannt), entdecken wir in dieser kleinen Naturhöhle wunderschöne Kristalle von Mineralien (Calcite, Stilbite, Mesolite), die sich im vulkanischen Basalt der Felsen gebildet haben. ♥
Wir erinnern uns hier, an diesem ebenso interessanten, wie romantischen Plätzchen, an die kürzlich durch Experimente erstmalig bestätigte These, dass die Vielfalt der auf der Erde existierenden Mineralien eng mit der Entstehung des Lebens verbunden ist. - Faszinierend!
Geschichtlich interessant (wenn auch etwas jünger), geht unsere Tour weiter… Auf dem Rückweg kommen wir in „Úti á Gjógv“ vorbei, einer historischen Produktionsstätte des Färöer „Klippfisk“ (= besonderer Stockfisch). Hier wurde ein traditionelles Fischprodukt der Färöer im 19. Jahrhundert zum „Exportschlager“!
Besonders die Spanier schätzten die hohe Qualität des hier an der Luft getrockneten und gesalzenen rein-weißen Fisches. Verantwortlich für diese hohe Güte, so lesen wir, waren die „Fiskagenta“ (= deutsch „Fischmädchen“), die hier für Waschprozess und Qualitätskontrolle verantwortlich waren.
Am Ende des Tages erleben wir noch eine kleine Überraschung, wir laufen in Sandavágur durch einen kleinen WALD! - Die ersten Bäume, die wir seit einer Woche gesehen haben! Wir genießen den Duft der Nadelbäume und freuen uns auf morgen, denn dann geht's endlich auf die Vogelinsel (wenn das Wetter mitspielt ).
Sonne lacht - Blende acht! Heute geht es endlich auf die (autofreie) Vogelinsel Mykines. Bei der Fahrt mit der kleinen Fähre wird schnell klar, warum das Schiff die letzten drei Tage „Zwangspause“ hatte! Wir schaukeln wie eine Nussschale auf dem Atlantik bei der 45-minütigen Überfahrt, und beim „Anlanden“ im Naturhafen von Mykines ist immer noch zu viel Seegang für einen Schiffsanleger. Die Passagiere werden deshalb einfach über „die Reeling gehoben“, dabei hilft ein freundlicher, bärtiger „Wikinger“ der Insel kräftig mit…
Die Wanderung zum Leuchtturm von Mykineshólmur auf dieser kleinen, grünen, echten Vogelinsel führt uns an spektakulären Aussichten vorbei! Unterwegs treffen wir hier auf Eissturmvögel, Dreizehenmöwen, Basstölpel, Trottellummen und natürlich auf Papageientaucher (= „Lundis“ oder auch „Puffins“). Der Weg führt direkt durch eine ihrer Kolonien (mit unzähligen Bruthöhlen). ♥ Wir sind vorsichtig und halten Abstand (die Vogelbilder sind die einzigen Aufnahmen, die mal nicht „nur mit dem Handy“ gemacht wurden - sondern mit „dem Tele“ - Danke Tom ). Faszinierend ist, dass die Papageientaucher nicht nur „hübsch und putzig“ sind, sondern auch neugierig - und sich ebenso für uns zu interessieren scheinen, wie wir für sie.
Leider gehören diese eigentlich auf dem Meer lebenden hervorragenden Schwimmer (sie können bis zu 70m tief tauchen) seit 2015 zu den bedrohten Tierarten, da ihre Population kontinuierlich zurückgeht. (Und natürlich muss man hier damit rechnen, dass man bei hunderten in der Luft kreisenden „fliegenden Pinguinen“, auch mal eine „Notdurft“ abbekommt (also schnell die Stulle wegpacken )! - Alles in allem tut es dieser Insel und den Vögeln wahrscheinlich sehr gut, dass (noch) nicht so viel Touristen hierher kommen…
Bei der Vorbereitung auf diese Wanderung stoßen wir auf eine interessante Frage: „Stimmt es, dass die Färinger dicke Babyvögel essen?“ Die Antwort lautet JA! Ende August fallen die Baby-Eissturmvögel aus ihren Nestern in den Klippen, nachdem die Eltern sie nicht mehr füttern. Die kleinen Babyvögel sind zu schwer um zu fliegen. Deshalb flattern sie eine Woche lang hilflos im Wasser herum, bis sie genug Gewicht verloren haben, um wegzufliegen. Genau in dieser Woche fahren die Färinger mit ihren Booten auf's Meer hinaus und „fischen“ die Babyvögel mit ihren Netzen und Keschern… um sie zu essen. (Na gut, wir essen Hühnchen aus Massentierfarmen - nicht wirklich besser ).
Die Ausblicke bei unserer Wanderung sind einmalig und atemberaubend und die Luft ist frisch und lecker (es duftet, wie so oft auf den Färöern, herrlich nach einer Mischung aus Seeluft und Wiesenkräutern ♥). Demütig stellen wir fest: Es ist für uns die schönste Insel der Welt!
Mitsommernacht! Unser letzter Tag ist nicht nur der längste der ganzen Reise (wir kommen erst am nächsten Morgen auf die Fähre), sondern auch der längste des ganzen Jahres!
Nach einer stürmischen Nacht zeigen sich Sonne und Landschaft heute noch einmal von ihrer besten Seite (= unglaublich, wir wussten gar nicht, dass es hier einen soo blauen Himmel geben kann )!
Auf einer Vogelklippen-Bootstour (die wegen des Wetters mehrfach verschoben wurde) erleben wir heute Vogelwelt, Felsgrotten und sogar noch einmal Trøllkonufingur aus unmittelbarer Nähe (und in voller Größe ). Genau genommen fahren wir sogar durch das Fundament der „Hexe“ und staunen über Fels-Torbögen, die der blaue und rauhe Atlantik hier aus Basalt und Tuff herausgespült hat! Schon wieder architektonisch-künstlerische Meisterleistungen der Natur!
An der Küste brütende Papageientaucher verabschieden sich im Tiefflug noch einmal von uns „persönlich“ und bei der anschließenden Fahrt mit unserem UAZ in den Norden der Insel Eysturoy treffen wir noch einmal auf alte Bekannte: „Risin“ und „Kellingin“ strahlen bei unwirklich stahlblauem Himmel! Was für ein Finale! Ein echter Traum! ♥
Wir sind unterwegs zum „Slættaratindur“, unserem persönlichem „Carpe Diem“-Ziel für heute! . Wir haben vor, den langen Tag und das schöne Wetter zu nutzen, um den höchsten Berg des „unverdorbensten Archipels der Welt“ zu besteigen. Mit etwas Glück wollen wir hier den ultimativen „Inselblick“ im Nordatlantik genießen.
Der 882m hohe Berg macht es uns mit seinem steilen und feucht-rutschigen Aufstieg nicht ganz leicht, aber wir sind mit dieser Strapaze nicht allein. Denn bei den Färingern (so lesen wir) ist es Tradition, diesen Berg zur Mitsommernacht zu besteigen und mit Freunden und Familie zu feiern. Genial!
Die 360° Aussicht oben auf dem Gipfel-Plateau ist schier überwältigend. (Ich möchte jetzt nicht schon wieder Superlative aufzählen, Worte können das sowieso nicht beschreiben… ). Vom diesem „Dach der Welt“ haben wir wirklich einen Blick auf alle Inseln - ein perfektes „großes Finale“.
Wir genießen Ausblick und die unglaublich frische Luft (ich habe nach knappen zwei Wochen keine Atembeschwerden mehr ♥) und fühlen uns groß und klein zugleich. - Man wird sich so wunderbar der Nichtigkeit seiner Wichtigkeit bewusst! - Kurz bevor das ganze schöne Szenario in Wolken verschwindet, machen wir uns auf den Rückweg! - Was für ein Glück!
Unser letzter Halt führt uns kurz vor Mitternacht noch nach Gjógv. Wörtlich bedeutet der Ortsname „Felsspalte“. In einer eben solchen befindet sich hier ein kleiner Naturhafen. Ein romantisch-schönes Plätzchen zum Anlanden, denken wir, und staunen über die Mitternachtssonne, die heute wirklich gar nicht untergehen will und im Hintergrund immer noch ein paar Gebirgszüge beleuchtet.
Unsere kleine Reise geht mit der großen Fährüberfahrt von Tórshavn (im kalten Regen ) nach Hirtshals nun zu Ende. Wir werden auf dem Schiff noch einmal kräftig durchgeschüttelt und haben durch Sturm eine ordentliche Verspätung…. Ein passender Abschluss zu einer fantastischen Reise, welche uns die Natur von allen Seiten zeigte! Alles erlebt in einem Traumwagen (UAZ 2206) und zu Fuß. - Wir freuen uns über den Luxus, so langsam reisen zu können! Demütig glücklich und aktiv erholt kommen wir nun nach über 2500km im „Russenblech“ (und einer langen aber pannenfreien Rückreise ) zufrieden nach Hause und können die Färöer Inseln für Naturfreunde nur wärmstens empfehlen! ♥