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Finnland 2019
Tag 1 - Auf in den Norden bei Nacht
Ein zweites Russenblech-Reise-Abenteuer war dieses Jahr gar nicht geplant. Aber was gibt es Schöneres, als mit unserer Olga am Ende des Sommers nochmal einen Roadtrip in den Norden zu starten (um dem stressigen Arbeitsalltag zu entfliehen)?!
Es geht nach Finnland! ♥ Hier wollen wir auf Entdeckungs- und Entspannungsreise gehen.
- Steht hier die Wiege der Sowjetunion?
- Gibt es in Finnland wirklich mehr Saunen als Einwohner?
- Und warum haben die Finnen eine Fahrradhelmpflicht?
Das alles wollen wir bei einer 12-tägigen Rundreise (auf eigene Faust) herausfinden; und dabei Ostsee genießen, Waldluft schnuppern, Seen „umradeln“, finnische Natur und Kunst erleben und natürlich ordentlich saunieren.
Doch erstmal geht es mit der frisch polierten und „geprüften“ Olga 320km -nachts- nach Norddeutschland. Denn die „Truckerfähre“ fährt 3 Uhr morgens los - von Travemünde nach Helsinki…
Die Fahrt zum Skandinavienkai in Travemünde verläuft ohne technische Probleme. Und man merkt schon jetzt, dass wir in den Norden gefahren sind: Bei 30°C sind wir eingestiegen und bei 15°C wieder ausgestiegen. Das nächtliche Einschiffen ist sehr kurzweilig - Dank OLGA kommen wir mal wieder viel ins Gespräch!
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Tag 2 - Auf See
Anderthalb Tage dauert die Fährüberfahrt von Travemünde nach Helsinki. Genug Zeit zum „Runterkommen“ (= echte Zwangsentspannung ).
Die Ostsee empfängt uns mit Traumurlaubswetter! ♥ Wir nutzen den Tag auf See zur letzten Reiseplanung. Wir freuen uns, dass wir unser Stern Radio mitgenommen haben, denn bei perfekter Musik, toller Literatur und leichtem Wellengang wird die Überfahrt zur Wellness-Zeitreise!
Nach 611 Seemeilen (1132 km) und einem ordentlichen, nächtlichen Wellengang kommen wir am nächsten Morgen erholt (und ganz ohne Flug-Hektik) direkt in der finnischen Hauptstadt Helsinki an.
Tag 3 - Auftakt im U-Boot
Bevor es heute über Nebenstraßen von Helsinki nach Turku (zur Westküste) geht, nehmen wir uns etwas Zeit für Finnlands meist besuchtes Ausflugsziel: Suomenlinna - eine Bastionsfestung, die sich über mehrere Inseln erstreckt. Interessante Geschichte: Diese Festung diente bereits drei Staaten als Verteidigungsanlage: Schweden, Russland und Finnland.
Heute lassen sich die alten Gebäude, Mauern und Wälle, die sich über mehrere Kilometer hinziehen, sehr gut auf eigene Faust erkunden. Man muss nur für die Fährüberfahrt zahlen (bei der man ein wunderschönes Stadtpanorama sehen kann ♥), ansonsten ist der Eintritt frei (wenn man keine Museen besucht).
Unser Tipp: Die Besichtigung der „Vesikko“. Die Vesikko ist ein in den 1930er Jahren von den Deutschen in Auftrag gegebenes, von einem niederländischen Ingenieurbüro konstruiertes und im finnischen Turku gebautes U-Boot, das im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Das restaurierte U-Boot vermittelt einen sehr guten Eindruck über die wirklich beengte Arbeitsumgebung der Besatzung und die faszinierende U-Boot-Technik. Es ist eines von nur wenigen erhaltenen U-Booten aus dieser Zeit.
Wir erkunden Boot, Technik und die vielen alten Gemäuer… und müssen bei der Geschichte der Festung unweigerlich an Berlin denken. Denn (ähnlich wie unser Flughafen) hat der Bau deutlich länger gedauert als erwartet: 40 statt 4 Jahre!
Interessantes Detail zur Kirche von Suomenlinna: Im Kirchturm ist ein Leuchtfeuer für den Luft- und Schiffsverkehr integriert. Das nennen wir mal Erleuchtung!
Die anschließende 280km lange Fahrt durch finnische Wälder in Richtung Turku lässt uns das erste Mal richtige Waldluft schnuppern. Finnland ist das Land mit der saubersten Luft von ganz Europa lesen wir. Das können wir bestätigen (und hoffentlich nicht zu stark beeinträchtigen mit unserer Olga ). Auch das Trinkwasser ist sauber und schmeckt prima (dies wird hier sogar extra vermarktet ).
Über kleine Landstraßen geht es weiter zu unserem ersten Domizil, einem Häuschen an der Ostsee. Und, ja (so freuen wir uns bei der Ankunft), ganz typisch für Finnland - natürlich mit eigener Sauna!
Am Ende des Tages sind wir glücklich, dass die Festung heute nicht mehr gebraucht wird, aber die Sauna noch funktioniert. Ein perfekter, heißer Tagesausklang! ♥
Tag 4 - Rudern auf der Ostsee
Entspannungstag heute für uns und für Olga ♥ Aber das Ruderboot (was zu „unserem“ Haus gehört) sieht einfach zu verführerisch aus. Warum also nicht…? Also erstmal alles Regenwasser aus dem Boot und Handschuhe an (das haben wir beim Paddeln gelernt ) und dann raus auf's Wasser!!!
„Nur“ bis zur kleinen Insel gegenüber… Natürlich haben wir Wind und Wellengang hoffnungslos unterschätzt… Das kleine Abenteuer endet mit Adrenalinschüben und Wasser im Boot! (Nee, davon jibs keene Fotos ) Aber dank Tom schaffen wir es wieder heil zurück!
Also lieber noch einen „harmlosen“ Ausflug nach Naantali, einer der ältesten Städte Finnlands und Sommersitz des finnischen Präsidenten! Hier ist es wirklich „schnieke“: Yachten liegen im Hafen, der mit seinen Holzhäusern und Stegen zum „promenieren“ einlädt! - Nein, wir kaufen hier kein Boot!
Im Radio und unterwegs begleitet uns eine Sprache, die wir so überhaupt nicht verstehen, da sie sich komplett von den anderen skandinavischen Sprachen unterscheidet.
So viele „Ypsilons“ und „Äs“ haben wir das ganze Jahr nicht gelesen. Und selbst manche Verkehrsschilder sehen aus, als hätte beim Schreiben die Tastatur geklemmt.
Noch ein letztes Mal saunieren, bevor es morgen weitergeht! ♥
Eine Frage haben wir heute aufgelöst: Fun Fact: Es gibt es hier in Finnland zwar nicht mehr Saunen als Einwohner, aber es gibt in Finnland wirklich so viele Saunen, dass alle 5,4 Millionen Finnen gleichzeitig bequem darin Platz hätten. Es gibt hier zwischen zwei und drei Millionen Saunen.
Tag 5 - Zeitreise
Der Tag startet mit kräftigem Regenwetter (wenn es mal regnet dann richtig). Also schauen wir uns auf unserer heutigen Reise zum schönsten Strand Finnlands erst einmal Turku an.
Turku ist bekannt für seinen Schiffbau (Meyer Werft) und seine mittelalterliche Altstadt (Burg Turku). Also verschaffen wir uns von beidem heute ein paar Eindrücke. Unser erster Stopp ist das Forum Marinum. Hier kann man nicht nur interessante Ausstellungen und alte Schiffe bewundern, sondern auch live zuschauen bei der Restaurierung alter Holzschiffe. Interessant ist, dass Finnland erst richtig zur Schiffbaunation geworden ist, als man nach dem zweiten Weltkrieg 1000 Schiffe als Reparationen an die damalige Sowjetunion liefern musste.
Weiteres interessantes Detail: Finnland hat Raketen von der Sowjetunion gekauft. Im Detail waren es P-15 Raketen (NATO-Code: SS-N-2 Styx), das sind Anti-Schiff-Lenkwaffen, mit denen Finnlands Militär-Schiffe in den 1960-iger Jahren ausgestattet wurden. Die Waffen sind heute nicht mehr im Einsatz und einige davon sind hier im Museum ausgestellt.
Unser Tipp: „Kurrin Konehuone“ (= „Kurri's Maschinenraum“): Ein bis unter die Decke gefüllter Raum mit Schiffsmotoren (Außenboardern) aus aller Welt. (Wir fragen uns: Wer sammelt denn sowas? ) Ein echt interessantes Konvolut von Technik und Geschichte. Sogar ein deutscher Wankelmotor von NSU ist dabei.
Fun Fact im Maschinenraum: Wir staunen über die exakte Baugleichheit zwischen einem russischen „Moskwa“ und einem amerikanischen „Scott-Atwater“. (Na, wer hat da von wem abgeguckt? )
Das war wirklich faszinierende Technik. Wir verabschieden uns mit einem schönen Größenvergleich von Olga mit einem Schiffsdiesel.
Im mittelalterlichen Turku schauen wir uns noch die Burg Turku an. Dieses 700 Jahre alte Monument kann besichtigt werden und beherbergt heute Museen und Ausstellungen. Ein echtes mittelalterliches Labyrinth und ein ebenfalls interessanter Trip in die noch weitere Vergangenheit.
Nächster Stopp auf unserer Reise an der Westküste Finnlands ist nach 150km Rauma, eine Stadt mit ganz besonderem Charme. Rauma ist nicht nur eine der ältesten Städte Finnlands, sondern auch die größte Holzstadt Skandinaviens. Die schöne Altstadt ist heute UNESCO Weltkulturerbe. ♥
Ein Spaziergang (oder eine Spazierfahrt im Russenblech ) durch die Altstadt gleicht dem Betreten einer Märchenwelt. Die alten, bunten Holzhäuser, die dekorativen Tore und das Kopfsteinpflaster lassen die Tour zu einer Zeitreise werden. - (Nein, wir sind hier nicht im russischen Zarenreich, wie die Bilder, die wir heute mit Olga machen, vermuten lassen… ).
Nach weiteren 100km in Ricntung Norden haben wir es geschafft. Wir sind angekommen am schönsten Strand Finnlands (und zugleich einem der längsten Sandstrände Skandinaviens überhaupt)! YYTERI Beach. (Ja, richtig, mit zwei „Ypsilons“! Damit das auch alle glauben, gibt es an diesem schönen Fleckchen Erde ein selbstbewusstes Riesen-Namensschild am Strand!
Nach einem langen Strandspaziergang mit Sonnenuntergang - schlafen wir wunderbar ein - bei echtem Meeresrauschen. ♥
Tag 6 - Ein Tag am Meer
Zwei Dinge sind hier wirklich bemerkenswert. Erstens regnet es vorwiegend nachts (Danke, Natur ) und zweitens ist „das Licht“ hier unglaublich schön. Die Sonne steht tief, die Luft ist klar, das Licht ist dadurch stark polarisiert… alles wirkt klar und fast gelb und der Himmel ist tiefblau (selbst gegen die Sonne). ♥ Der kurze Morgenspaziergang am Meer liefert wunderbare Eindrücke.
Heute wollen wir ein wenig Radfahren und die Umgebung erkunden. Dank Olga haben wir ja unsere Falträder dabei! Es geht vorbei an Kiefern- und Birken-Wäldchen (mit Birkenpilzen wie aus dem Katalog ) und Küstenlandschaft (leider mit viel Industrie und wenig Radwegen ).
Der Zufall führt uns an ein kleines, interessantes Monument - versteckt im Mücken-Wald. Ein freundlicher Finne erklärt uns, dass hier eines der ältesten Leuchtfeuer der Gegend steht. Die Russen haben es 1913 errichtet. Und jeden Abend sei einer auf den Turm geklettert, hätte das für die Schifffahrt wichtige Seezeichen angezündet, um es am nächsten Morgen genau so wieder zu löschen… Das Fundament ist heute noch gut erhalten.
Zurück von unserer Radtour genießen wir die Septembersonne nochmal am schönen und menschenleeren Strand und verbringen den Tag am Meer! ♥ Und ja, trotz 14°C Tageshöchsttemperatur war das Bad in der klaren Ostsee einfach traumhaft.
Tag 7 - Ein Treffen mit Lenin
On the road again. Bei Regenwetter geht es heute weiter Richtung Osten! Auf halber Strecke kommen wir dabei in Tampere vorbei!
Tampere ist die größte Binnenstadt der skandinavischen Länder. Wegen ihrer vielseitigen Industrie wird sie häufig auch Manchester des Nordens genannt. Aber das ist nicht der interessanteste Fakt unserer Reise…
Tampere ist auch der Geburtsort der Sowjetunion! Ja, wirklich, denn hier trafen sich Lenin und Stalin im Dezember 1905 zum ersten Mal bei einem geheimen Treffen der Bolschewiki. Sie planten eine Revolution, die später die Weltgeschichte veränderte… und darüber hinaus Finnland die Unabhängigkeit ermöglichte.
In den gleichen Räumen von damals befindet sich heute das Lenin-Museum. Es ist das einzige seiner Art außerhalb Russlands. In einer kleinen aber feinen Ausstellung wird die Geschichte mit Fokus auf die Beziehung zwischen Russland und Finnland bis in die Gegenwart anschaulich erzählt. (Wer hätte gedacht, dass es heute in Finnland noch Pioniere gibt?)
Auch ernste Themen (wie Arbeitslager) werden nicht ausgelassen. Aber nach so viel „hartem Tobak“ darf auch mal gelacht werden, so kann man am Ende mit Lenin auf einer URAL symbolisch davon fahren…
Nach einem kurzen Stadtbumel über das alte Finlayson Gelände geht es weiter in Richtung Osten - ins Land der Tausend Seen. In der Tat gibt es in Finnland über 188.000 Seen, die mit ihrer Gesamtfläche fast ein Zehntel des Landes bedecken - so lernen wir. - Wir entspannen die nächsten zwei Tage in einem schönen Holzhaus am See - und werden mit Matrjoschkas im Fenster empfangen - wie passend. ♥
Tag 8 - Wälder, Seen und Pilze!!!
Nach einer kurzen Olga-Durchsicht (das einzige was sie hat, ist ein leicht undichter Getriebeausgang, den wir beobachten werden ) geht es heute mal wieder auf's Wasser!
Das ist Finnland pur! Wälder, Seen und Pilze!!!
Der Workout im Ruderboot bei klarem Wasser und noch klarerer Luft tut richtig gut. ♥
Und immer wieder sehen wir Pilze. Essbare Pilze: Maronen, Birkenpilze und lecker-pralle Steinpilze… Selbst beim kurzen Anlanden müssen wir aufpassen, nicht auf den feuchten Fruchtkörpern auszurutschen.
Auch vor „unserem Haus“ wachsen schöne Steinpilze - im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor der Tür! (Zu Hause sagen wir „Pilze suchen“, hier heißt es passenderweise „Pilze sammeln“.)
In Finnland schießen jeden Herbst Millionen von Steinpilzen aus dem Boden. Sie sind ein Exportschlager für europäische Buffets. Es gibt sogar Ankaufstellen von Unternehmen, die sich auf den Steinpilz-Export spezialisiert haben.
Pilze Sammeln ist ein finnischer Volkssport. In den Wäldern gibt es ein praktisch unbegrenztes Pilzvorkommen und auch genug für den Verkauf. Ein fleißiger Sammler - so erfahren wir - kann täglich 50…60kg Pilze sammeln und damit mehrere hundert Euro verdienen. Die Pilze werden sortiert, vorverarbeitet, eingefroren und verpackt. Dann beginnt ihre Reise auf dem Lastwagen durch Europa (Hauptabnehmer ist Italien) - Faszinierend!
Wir überlegen kurz die Kühlbox unseres kleinen, russischen „LKWs“ damit zu befüllen. Mal sehen…
Tag 9 - Zurück zur Hauptstadt
Wir verlassen „unsere“ schöne, russische Holzvilla und damit auch das Reich der Pilze, und kehren zur Hauptstadt Helsinki zurück. Hier wollen wir unsere letzten zwei Tage unserer Finnland-Reise verbringen.
Unterwegs sehen wir nochmal sooo viele Pilze, wie noch nie in unserem ganzen Leben. Unglaublich, aber wahr: Man hätte die Steinpilze hier mit der Sense ernten können.
Auf unserem Weg in Richtung Süden wählen wir die längere, landschaftlich schönere Route über kleine Nebenstraßen - entlang des längsten Sees Finnlands. Der Päijänne See erstreckt sich mit zahlreichen Ausläufern ca. 120km von Jyväskylä im Norden bis Asikkala im Süden. Mit einer maximalen Tiefe von 95m ist er auch der tiefste See Finnlands. Trotz des Regenwetters bezaubert uns das kristallklare Wasser dieses Sees.
Unser Tipp: Auch ohne Boot kann man hier eine Seefahrt machen! Die Landstraße 314 („Pulkkilantie“) führt auf einem Wall und über Brücken quer über den ganzen See. Eine schöne Strecke! ♥
Die finnische Hauptstadt Helsinki erreichen wir nach ca. 300km am Abend bei freundlichem Wetter. Später lesen wir, dass wir parallel zu einem großen Tunnel gefahren sind, denn Helsinki wird über den 120km langen „Päijänne-Tunnel“ mit Trinkwasser aus dem Päijänne See versorgt.
Den Abend in Helsinki lassen wir bei einem leckeren Rentier-„Stew“ im Restaurant Zetor ausklingen (teuer aber sehr lecker, und mit 'nem Trekker Abendbrot essen hat auch mal was ).
Und wieder sind wir von der schönen Stadt auch bei Nacht fasziniert. Wir staunen erneut über die Statue „Drei Schmiede“ aus den 1930-iger Jahren. Besonders darüber, dass die Statue heutzutage ein beliebter Treffpunkt ist. Warum? Durch ein unterirdisches Heizsystem (Fernwärmeabfluss der umliegenden Gebäude) werden Statue und Platz bis ca. −10 °C frei von Schnee und Eis gehalten. So kann man selbst im Winter an dieser Statue im Freien sitzen. Einfach genial!
Tag 10 - Mit dem Rad durch Helsinki
Finnlands Hauptstadt zeigt sich heute von ihrer besten Seite. Bei schönstem September-Sommerwetter beschließen wir die Stadt mit dem Rad zu erkunden. ♥ Da es so warm und sonnig ist, wollen wir gern ohne Fahrradhelm fahren. Aber ist das in Finnland nicht verboten???
In der Tat liefert Google schnell eine Antwort: Es gibt in Europa zwei Länder mit allgemeiner Fahrradhelpflicht: Malta und Finnland!
Dann wollen wir heute mal der letzten Frage auf den Grund gehen: Gibt es in Finnland wirklich eine Helmpflicht für Radfahrer?
Die korrekte Antwort lautet: Jein! Denn wie man hier nachlesen kann, gibt es in Finnland zwar ein Fahrradhelm-Gesetz (die sogenannte „Helmregel“), aber gleichzeitig ist das Gesetz auch sehr „unklar“, denn es gibt nur eine Empfehlung - keine Verpflichtung.
Wie kam es dazu? Kurzfassung: Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wurde im Jahr 2000 in Finnland das sogenannte „Disziplin Paket“ beschlossen (mit vielen Einschränkungen für Autofahrer). Die mit Abstand größte Gefahr geht vom Autofahren aus, aber alle Verkehrsteilnehmergruppen sollten etwas beisteuern, um diese Gefahr zu verringern (so auch die Radfahrer). Es war also eine Art Solidaritäts-Lösung, die dann als Kompromiss so „schwammig“ formuliert wurde, um den Fahrradverkehr nicht zu verringern (wie es in Ländern mit resoluter Helmpflicht leider beobachtet wurde).
Also geht es heute ganz „frei“ durch Wald- und Ufer-Radwege in die City und hier erleben eine Stadt voller Kunst, Musik und Leben. ♥
Unser heutiges Ziel ist das Designmuseum. Hier wollen wir mehr über finnisches Industriedesign und moderne Kunst erfahren. Das Museum bietet auf drei Etagen eine bunte Sammlung an Ausstellungsstücken aus verschiedenen Epochen finnischer Design-Kunst. Einfach, zweckmäßig und zeitlos schön - so könnte man das finnische Design bezeichnen. Einiges Porzellan erinnert uns eher an „Mitropa“-Geschirr (aber die Analogie ist nicht von ungefähr, denn das DDR-Design war ja auch eher praktisch, langlebig und irgendwo auch schön )!
Wir sehen in der Ausstellung Iittala, Nokia, Fiskars und Angry Birds = alles sehr erfolgreiche Marken/Produkte aus Finnland… aber auch auf Bauhaus wird kurz eingegangen. Eine kleine, feine Mischung (die heute leider nur mir gefällt ).
Abgefahren ist die temporäre Austellung „Secret Universe“ des Designer-Duos Aamu Song und Johan Olin. Auf ihrer Reise um die Welt haben sie Inspirationen aus Japan, Mexiko und Russland mitgenommen. So sehen wir hier schon wieder Matrjoschkas, bzw. deren handgearbeitete Abwandlungen. Ick find's jut!
Nach so viel Farben brauchen wir erstmal frische Luft! Am schönen Dom von Helsinki treffen wir Muris vom Bike Cafe Finland. Auf einem Fahrrad zaubert er Kaffee-, Tee- und Milch-Spezialitäten in schönster Atmosphäre - und alles ohne Elektro-Antrieb. Respekt! Wir wünschen ihm „Allet Jute“ mit diesem Konzept und lassen den Tag mit einem Shopping-Bummel ausklingen.
Tag 11/12 - Stürmische Ostsee
Das Regenwetter des letzten Tages in Helsinki nutzen wir zum effizienten Shopping. Es ist schon genial, den Bus mit allerlei preiswertem und nützlichem Haushaltskram vollpacken zu können, ohne auf Gewicht und Größe achten zu müssen!
Das Einschiffen bei Finnlines klappt sehr gut und wir kommen schon fast 2h vor Abfahrt auf's Boot.
Auf der anschließenden, anderthalbtägigen Überfahrt nach Travemünde wird uns noch einmal bewusst, wie groß die „kleine“ Ostsee doch ist. Stundenlang sieht man überhaupt kein Land, und untergehen möchten wir in diesem bis knapp 460m tiefen Gewässer auch nicht.
Ein wilder Himmel kündigt eine stürmische Nacht an, die es wirklich in sich hat! Es regnet und stürmt laut und heftig. Gischt schlägt bis Deck 8 an die Scheibe und das Schiff schaukelt und „ächzt“ ganz ordentlich.
Die Fähre nimmt offensichtlich deswegen einen anderen Kurs zwischen Schwedens Inseln Öland und Gotland hindurch - anstatt über die freie See.
Am nächsten Morgen hat sich aber alles beruhigt und wir genießen den Sonnenaufgang und den laaaangen Tag auf See.
Nach über 2000km kehren wir nun zurück von unserer kleinen Reise in den Norden. Finnland hat uns mit seiner einfachen Schönheit bezaubert ♥ (und mit seiner komplizierten Sprache fasziniert ).
Unsere Olga hat super durchgehalten und wir haben unseren Akku wieder aufgeladen!
Folgende Dinge haben sich auf dieser Reise besonders bewährt:
- das Dachfenster = perfekte frische Luft und sogar Regendicht
- der neue Kühlschrank = effiziente Kühlung unserer Lebensmittel
- die Solaranlage = genug Energie für Kühlschrank und Kleinverbraucher
- der Bahnheizkörper = wohlige Wärme im Bus und ausgebaut auch im kalten Holzhaus
- das Stern Radio = geniale Unterhaltung + kostenloser Finnisch Lernkurs
Dankbar glücklich resümieren wir: Vor drei Jahren haben wir Olga gekauft. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Um ehrlich zu sein, haben wir diesen zweiten „Road-Trip-Urlaub“ dieses Jahr nur gemacht, weil wir Olga haben! ♥
Finnland ist schön! Bestimmt kommen wir wieder - das nächste Mal dann noch weiter Richtung Norden.