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Lofoten 2019
Tag 1 - "Ostblech" Besuch zum Start
Unser diesjähriges Russenblech-Reise-Abenteuer mit Olga führt uns über den Polarkreis - bis auf die Inselgruppe Lofoten in Nord-Norwegen, die zu den landschaftlich schönsten Orten der Erde zählt. ♥
Passender als mit einem Besuch der IFA Freunde Zschopau aus dem Erzgebirge hätte der Urlaub nicht starten können. 4 klassische Fahrzeuge mit original DDR Dachzelt „auf einen Streich“ zu Besuch im Strahlwerk Berlin, das gibt Urlaubsstimmung pur! Danke für den wunderschönen Abend!
Apropos „passend“: Als dann auch noch der Schlüsseldienst „umme Ecke“ in der Lage ist einen passenden Zweitschlüssel für Olga zu zaubern, ist die Vorfreude wirklich perfekt (der russische Mitarbeiter wollte einfach nicht aufgeben = gutes Omen ).
Unser Russenblech ist gut gerüstet für die 4000km lange Reise in Richtung Norden (Nebelscheinwerfer, Sonnendach, Klimaanlagenupdate, Armlehnen, Inspektion und kleinere Reparaturen… alles noch rechtzeitig fertig geworden). Leider ist bei der „Bullenhitze“ die Klimaanlage schon wieder ausgefallen… das Kältemittel ist komplett entwichen… Olga vibriert wohl zu viel! (Wieder was „zum Schrauben“ wenn wir zurück sind. )
Die Fahrt nach Kiel (360km) bei Hochsommerhitze verläuft auf den fast leeren Straßen ohne Probleme! - Wir lachen beim Einschiffen über lustige Firmennamen von Transportunternehmen (siehe Bilder ) und lassen auf der vollen Fähre mal so richtig schön die Seele baumeln! Unser Tipp: Unbedingt die Abendshow auf dem Schiff anschauen - die ist kostenlos aber ganz und gar nicht umsonst! (War das schon die Einstimmung auf den „Pride“?) ♥
Unsere Tour in Richtung Lofoten wird uns auf dem Hinweg durch Norwegen führen. Auf dem Rückweg geht's dann durch Schweden (Ausschau nach Elchen halten ). Nächster Stopp ist aber erstmal Olso!
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Tag 2 - Auf Elch-Suche von Oslo nach Trondheim
Dass wir mit unserem Bus auffällig sind, wissen wir natürlich. Dass das aber bedeutet, dass jeder Ordnungshüter (egal ob Polizist oder Zollbeamter) einen Blick auf und in (!) unser Auto werfen möchte, lernen wir bitter bei der Einreise in Oslo und während unseres ersten, sehr verregneten Tages in Norwegen.
Wir lassen uns davon aber die Petersilie nicht verhageln, sondern freuen uns auf unser Tagesziel, die „Elch-Reise“ nach Trondheim. Ein Grund warum wir wieder in Norwegen sind ist übrigens, dass Tom endlich einen echten Elch sehen möchte. Sechs mal war er schon hier ohne „Elch-Sichtung“. - Wir fahren heute wirklich durch echtes Elch-Land - mit extra Hinweisen auf die extrem erhöhte „Gefahr“ der Begegnung mit diesen schönen Tieren. Als wir gerade darüber sinnieren, dass wir mit so einem Elch doch lieber nicht kollidieren möchten (Olga hat ja null Knautschzone), ist es endlich so weit! Wir sichten einen Riesen-Elch!
In Stor-Elvdal steht dieser Riesen-Elch (Storelgen). Komplett verchromt ist es die größte Elch-Skulptur der Welt. (Tipp: Er steht bei der Raststätte Bjøråa zwischen Oslo und Trondheim, direkt an der E3.) Die Überraschung ist groß und ich finde es cool, nach so vielen Jahren dann wirklich den „Größten“ zu sichten, aber natürlich ist Toms Sehnsucht nach einem echten Exemplar immer noch nicht gestillt… (die Reise hat ja erst angefangen).
Entlang der „Reichsstraße“ machen noch einen ganz kurzen Wander-Stopp am Eidsfossen Kraftwerk und genießen die ersten Sonnenstrahlen des Tages - nach 5 Stunden Regen. Die insgesamt 510km heute schaffen wir in nur 8 Stunden (trotz vieler Baustellen), und wir erreichen am Abend unser Tagesziel - Trondheim. Bei einem Spaziergang päsentiert sich die Stadt am Wasser von ihrer Sonnenseite! ♥ Glücklich aber hundemüde fallen wir ins Bett. Wenn Olga durchhält, sind wir schon übermorgen am Polarkreis!
Tag 3 - Auf nach Nord-Norwegen
Was für ein schöner und kurzweiliger Reisetag! Am Morgen stellen wir mit Erschrecken fest, dass Olgas Motorölstand mal wieder unter's Minimum gerutscht ist. - Aber kein Grund zur Sorge, alles noch im Rahmen. Wir handhaben das ganz russisch: Auffüllen und Beobachten!
In Steinkjer bekommen wir nicht nur neues Motoröl sondern auch einen neuen Passagier! Hier nehmen wir unseren ersten „Tramper“ mit, und zusammen mit Will (so heißt unser neuer australischer Mitfahrer ) wird die 400km Reise sehr schön, kurzweilig und lustig. (So haben alle was davon! Es lebe das spontane „Hitchhiken“ )
Will schlägt sich hier bereits seit 2 Wochen durch. Wir tauschen uns über Weltbild, Kultur und Lebensfreude(n) aus! Die Wellenlänge stimmt. ♥ Will liebt Olga und unsere verrückte Musikmischung. Mal sehen vielleicht fahren wir ja noch länger zusammen…
Durch wunderschöne Landschaften (und irre viele gut bewirtschaftete Baustellen) geht es zügig in Richtung Norden. Bereits am Nachmittag erreichen wir die gut beschilderte Grenze zu Nord-Norwegen.
Als wir dann unterwegs - nun zu dritt nach Elchen Ausschau haltend - endlich ein echtes Exemplar Elch erspähen, ist die Freude perfekt. Eine süße Elchkuh beobachtet uns ganz interessiert (wer hat hier eigentlich wen „erspäht“? ) Einfach cool wie majestätisch sich das Tier mit den langen Beinen so mühelos durchs triefend nasse Hochmoor bewegt!
In Vorfreude auf Polarkreis und Barbecue morgen fallen wir glücklich ins Bett. (Es gibt keine Sonnenuntergänge mehr! )
Tag 4 - Mit Olga über den Polarkreis
Bei fantastischem Wetter starten wir unsere heutige (nur 350km lange) Tour weiter in Richtung Norden. Dank einer Mega-Baustelle „müssen“ wir einen tollen Bergpass nehmen und erleben das erste Mal Schnee diesen Sommer!
Wir lernen auch bittere Geschichte, denn wir fahren auf dem „Blutweg“ (norwegisch: Blodveien) - ein Straßenstück in Norwegen, das von der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg unter hohen Verlusten jugoslawischer, polnischer und sowjetischer Zwangsarbeiter errichtet wurde.
Schon wieder schätzen wir den (aktuellen) Frieden und schrauben uns dankbar glücklich mit unserem russischen Kleinbus weiter bis zum Polarkreis!
Geschafft!!! Als wir bei bestem Wetter am „Arctic Circle“ ankommen ist die Freude groß! Gleich 4 „Monumente“ weisen hier anschaulich (an verschiedenen Positionen) auf diesen geografischen Punkt hin. - Ja, der Polarkreis wandert über die Jahre.
Erstaunt sind wir auch über ein Sowjetisches Ehrenmal, dass an die Beendigung des Zweiten Weltkkrieges 1945 erinnert. - Sehr schön! ♥
Wir setzen unsere geniale (Bildungs-)Reise fort und sind erneut begeistert, wie professionell hier die Straßen erneuert werden. Viiiiiel Schotter (davon hat Norwegen ja genug ), coole Baustellenfahrzeuge und eine pragmatisch-einfache (=„undeutsche“) Lösung ohne Umfahrungen = ein „Follow Me“ Leitfahrzeug („Ledebil“) führt im Gänsemarsch einfach über die Baustelle. - Top
Auf der Suche nach unserem Nordischen Campingplatz stellen wir leider fest, dass es hier keine Supermärkte mehr gibt.
Kein Problem - wir verschieben das Barbecue und erfreuen uns an stilechter, deutscher Erbsensuppe (und schweizer Kräutertee mit russischem Wodka ) auf unserem absolut fantastischen Campingplatz in Mørsvikbotn - direkt am Wasser. Bei tollen deutsch-australischen Gesprächen mit Will lassen wir den Tag bei Ebbe ausklingen (das fällt schwer denn es wird ja nicht mehr dunkel )
Der Regen trommelt uns in den Schlaf (Olga ist das perfekte, einfache Campingmobil = so urgemütlich) = Was für ein wunderschöner Tag!!! Morgen dann endlich Lofoten. ♥
Tag 5 - Lofoten - Anbaden im Nordmeer
Die Camping-Nacht „in Olga“ direkt am Wasser war Spitze! (Selbst Toms Daumen zeigt nach oben!) Der Tag empfängt uns mit Sonne und bestem T-Shirt Wetter.
Es geht weiter zu unserem Hauptziel = ein kleines, altes Airbnb Häuschen mitten auf Lofoten. Auf unserer heutigen (knapp 300km langen) Tour wird es dabei einsamer, historischer und landschaftlich immer schöner.
Die Reise macht Dank der tollen Gespräche und des Ideenaustauschs immer noch Spaß zu dritt - gemeinsam mit „unserem australischen Tramper“ (Will hat uns zu seinen „offiziellen“ deutschen Adoptiv-Eltern ernannt ).
Zwei Tagesziele haben wir unterwegs: einen Angel-Shop finden (für Will) und Anbaden im eisigen Nordmeer (Will und Uwe). Tom ist das zu kalt.
Von Bognes nehmen wir die Fähre nach Lødingen, und kürzen so ein ganzes Stück ab. Wir erreichen die Lofoten Inselgruppe bei Kaiserwetter und sind von der landschaftlich schönen Strecke (von Norden über die E10 kommend) schlicht überwältigt!
Dass es hier auf den Lofoten - nördlich vom Polarkreis - so wunderschöne Traum-Sandstrände gibt, wirkt völlig skuril (wie eine arktische Karibik ). Am schönen „Rørvikstranda“ ist es dann endlich soweit: Wir können uns nicht mehr halten und erliegen der Versuchung ins kalte Nordmeer zu springen! - Das war bei feinem Sand und unglaublich klarem Wasser einfach fantastisch!!! ♥ Und JA, es war kalt!!! (Bestimmt 5cm - aber der UAZ hat ja 'ne super Heizung ).
Somit waren wir bei beiden Tageszielen mehr als erfolgreich (denn Will hat in Svolvær trotz schwieriger Öffnungszeiten wirklich eine Angel bekommen, und wir haben sogar noch einen anderen Lada getroffen ). Dankbar und glücklich erreichen wir nach einer „diesigen“ Tour über Küstenstraßen und Wollgraswiesen unser Heim für die nächsten 4 Tage. Wir finden, das kleine graue Haus passt bestens zu Olga!
Morgen drehen wir den Spieß mal um: Olga darf sich ausruhen und wir quälen uns die Berge hoch. Wir freuen uns auf's Wandern!!!
Tag 6 - Lofoten - auf in den Himmel
Ja, heute wird Olga mal geschont (nur 50km) und wir selbst ein wenig mehr gefordert. Es wird gewandert! ♥ Denn dazu sind wir ja hier! Es geht zum Haukland Strand. Dieser wunderschöne weiße Sandstrand mit türkisblauem Wasser ist der Ausgangspunkt der Wanderung zum Himmeltindan.
Dieser Berg ist mit seinen 964m (bzw. 931m) der höchste Berg der zentralen Lofoten-Insel Vestvågøya. Wir sind ja nur 4 Tage hier, also warum nicht gleich den „Größten“ nehmen?! Schon wieder haben wir Glück. Bei T-Shirt Wetter besteigen wir den Berg zusammen mit vielen Schafen und nur wenigen anderen Touristen.
Der Aufstieg ist durch einige feuchte und steile Passagen anstrengend aber auch kurzweilig. (Schon wieder können wir nicht wiederstehen - und machen auf den hier oben immer noch weißen Feldern eine kleine Schneeballschlacht im Sommer.)
Immer wieder müssen wir uns beim „Hochklettern“ umdrehen, um die atemberaubende Aussicht zu genießen (schöne Entschuldigung für Verschnaufpausen ).
Wir genießen, dass wir uns beim Wandern nur auf ein Ziel fokussieren müssen. Das ist fast schon meditativ. Je höher wir kommen, desto stärker wird der Wind. Als wir fast am Gipfel angekommen sind, werden wir fast weggeblasen. Unglaublich! Stehen ist hier fast wie Fliegen! Die Windböen hauen uns mehrmals um.
Deshalb müssen wir unseren Aufstieg zum eigentlichen Gipfel (der nur noch einige Meter höher liegt) abbrechen. Dafür haben wir noch viel Spaß im natürlichen Windkanal! Wir genießen unseren letzten Tag mit dem liebenswerten Weltenbummler Will (der nun weiter Richtung Süden zieht…).
Glücklich über unsere Begegnungen mit Mensch und Natur genießen wir die wunderschönen Strandblicke und sinken müde ins Bett.
Tag 7 - Lofoten - Nebel, Fisch und spitze Berge
Da es heute Vormittag stark regnet (muss ja auch mal sein ), lassen wir es langsam angehen und starten erst nachmittags zu unserer Tour in den Süden der Inselgruppe (insgesamt 150km). Unterwegs kaufen wir noch Erdbeeren (Tipp: Erdbeeren sind in Norwegen extrem lecker )
Der erste Stopp soll das Dorf Nusfjord sein - ein Fischerdorf auf Flakstadøy - mit traditionellen Holzhäusern „auf Stelzen“. Unterwegs treffen wir immer wieder nette Leute, die sich über unsere Olga freuen und denen wir wiederholt erklären „müssen“ was ein „UAZ“ ist. (Ich glaube ich werde das in Zukunft weglassen und nur noch sagen, das ist „Olga von der Wolga“. )
Ganz besonders freut uns unterwegs ein zufälliges Treffen mit einem deutschen Pärchen im alten Mercedes-Benz 206D (= ein süßer Kleinbus von Hanomag-Hentschel). Wir stellen große Ähnlichkeiten zwischen „Benno“ (so heißt der Bus von Hanne) und unserer „Olga“ fest (besonders von hinten ). Was für ein schönes, lustiges (und vor allem friedliches) Treffen der ehemaligen „Klassenfeinde“. Gute Reise! ♥
In Nusfjord riecht es nach Fisch - und das nicht ohne Grund. In den Jahren 1823 und 1843 kaufte die Familie Dahl das Dorf und baute es bis 1989 zum führenden Fischerdorf der Lofoten aus. Im Frühling wird heute immer noch Fisch gefangen (hauptsächlich Kabeljau), vor Ort verarbeitet und auf Holzgestellen getrocknet. Im Sommer wird der fertige Stockfisch nach Italien, Spanien, Portugal und Afrika (die Köpfe) verkauft - so lesen wir später.
Leider reißt der Himmel nicht auf, und die typischen spitzen Berge der Lofoten bleiben mystisch im Nebel versteckt. Wir reisen weiter in Richtung Reine um noch ein paar schöne Eindrücke einzufangen. Unterwegs sehen wir immer wieder Trockenfisch. Auf langen Gestellen aus Holzpfählen hängen unzählige Kabeljaus - und werden so (mehr oder weniger „duftend“ ) zum Stockfisch.
In Hamnøy, einem kleinen Fischerdorf vor Reine, genießen wir einzigartige Ausblicke auf steile Berge, türkises Wasser und nebelige Wolken, die diese Region ganz einzigartig und zeitlos erscheinen lassen.
Schon wieder kommen wir mit anderen Touristen ins Gespräch - diesmal aber nicht auf Deutsch, Norwegisch oder Englisch…. Eine russische Famile freut sich unglaublich über unser Auto. Ich krame mein Schulrussisch raus - und wir können uns halbwegs verständigen (denn sie können kein Wort Englisch). Wir müssen gemeinsam sehr über diese Begegnung lachen, denn hier scheint irgendwas „falschrum“ zu sein: Hier fahren die Deutschen mit russischen Fahrzeugen und die Russen mit deutschen - und alle glücklich = verrückt!
22:30Uhr kommt dann übrigens endlich die Sonne raus. Es fällt schwer ins Bett zu gehen bei diesen „weißen Nächten“. Der Mitternachts-Blick aus dem Schlafzimmer-Fenster (= das letzte Bild) zeigt eine Insel, die auch nicht schlafen will! ♥
Tag 8 - Lofoten - Fußballplatz am Ende der Welt
Die Sonne kitzelt uns heute schon früh aus dem Bett. Schon wieder ist es sommerlich warm. Perfekt für unseren Ausflug nach Henningsvær (insgesamt ca. 120km).
Hier wollen wir unter anderem den Fußballplatz „am Ende der Welt“ mit eigenen Augen anschauen. Die Fahrt dorthin führt uns vorbei an malerischen Landschaften mit „lofotigen“ Berggipfelketten und blauen Meerbuchten. ♥
Ungewöhnlich für die Lofoten Inselgruppe in der Nebensaison ist es hier regelrecht „voll“. Zig Wohnmobile und Motorräder verstopfen die Straßen. Später realisieren wir dass das am Codstock Festival liegt, was genau jetzt dort stattfindet.
Nach unserem ersten Softeis in Norwegen machen wir uns auf die Suche nach dem ausgefallenen (bzw. ausgehobenem ) Fußballplatz.
Unglaublich, was wir dann in Henningsvær mit eigenen Augen sehen. Das Fußballfeld wurde wirklich aus einem Berg ausgehoben und liegt direkt am Ende einer ins Meer reichenden Inselzunge. - Platz für Tribünen blieb dabei nicht. (Hier ein Externer Link mit Ansicht von oben )
Da ist es wirklich verlockend selbst mal ein Tor zu schießen. Das erweist sich jedoch bei dem „mitgebrachten“ Torwart als extrem schwierig! Klasse Tom! ♥ (Und Danke an Will für den Tipp. Wir hatten viel Spaß!)
Auf unserem Rückweg genießen wir unseren letzten Tag auf den Lofoten und machen Rast mit Aussicht. (Jetzt ist es schon das dritte Mal, dass uns Reisebus-Touristen ansprechen und ganz wehmütig mitteilen, wie gern sie eine solche Reise lieber in unserem Mobil machen würden. Wir sind dankbar und froh dass unsere Olga bis jetzt so gut durchhält.)
Wie interessant (und hart) die Geschichte der Lofoten und damit der Wikinger ist, lernen wir bei einem Abstecher ins Lofotr Vikingermuseum in Borg. Hier steht die Rekonstruktion des größten „Langhauses“, eines von bis zu 15 „Chieftain“ in Nord-Norwegen. Das Haus ist mit seinen 83m Länge wirklich beeindruckend.
Fun Fact: Da die Wikinger technologisch noch nicht in der Lage waren Glas herzustellen, war dieses Gut unglaublich wertvoll: 60 Schafe für ein einziges Glas! (Wir überlegen kurz was wir mit den 240 Schafen machen sollten, die wir für unsere derzeit in Olga vorhanden Gläser bekommen würden. )
Nachdem wir es uns die letzten Tage so gut gehen lassen haben, machen wir heute unserer Olga ein Geschenk. - Inspiriert durch die „Glas-Geschichte“ bekommt Olga ein original lofotisches Schafsfell für die Motorhaube - in passendem „LPG-grau“. (Und dafür mussten wir nichtmal einen Teil unserer Gläser weggeben - man geht's uns gut!)
Glücklich endet mit dem Tag auch unsere Zeit auf den Lofoten - einem wirklich wunderschönen Platz auf Erden!
Tag 9 - Mit Orkanböen nach Schweden
Es stürmt gewaltig. Wollen uns die Lofoten Inseln etwa den Abschied erleichtern? Mit Orkanböen im Rücken geht es heute über die Fähre Moskenes-Bodø zurück auf's Festland und dann weiter nach Schweden.
Na das wird ja bestimmt 'ne lustige Überfahrt! Die Sturmböen schaukeln unsere Olga so durch, dass wir schon auf der Straße denken, wir sind auf einem Schiff.
Und schon wieder wollen bei unseren Fotostopps interessierte Urlauber wirklich alles über unsere Olga wissen (wir überlegen das erste Mal ernsthaft, ob wir Flyer drucken sollten… für's nächste Mal ).
Die karibisch wirkenden Sandstrände, die wir bei unserer Tour ganz in den Süden der Insel nochmal sehen, wirken auch bei Regenwetter verführerisch - aber die Wellen sind hoch und die Luft eisig. Wir bezahlen den Preis des nahen Parkens am Meer im Sturm mit einer komplett salzwasservernebelten Karosse (dadurch haben wir später kaum noch Sicht in den Rückspiegeln und „gefühlt“ fängt Olga schon unterwegs an zu rosten ).
Da wir noch etwas Zeit haben, fahren wir an den südlichsten Zipfel der Lofoten - in ein Dorf namens Å (mit Abstand der kürzeste Ortsname, den wir je gelesen haben) - und der Himmel reißt auf.
Immer wieder sehen wir „einheimische“ VW T3 Camper, die mit ihrer teilweise „gerollten“, bunten Lackierung sympathische Kontraste zum „Persil-Weiß“ der vielen Wohnmobile setzen und ideal in die zeitlos schöne Landschaft passen (welche sich übrigens gerade zum nordischen Surfer-Paradies entwickelt ). Auf Lofoten Vanlife lesen wir, dass man diese Retro-Busse hier mieten kann… Ab ca. 130€ pro Tag nicht gerade preiswert (aber wer das richtige Surfer-Retro-Feeling mag… ♥).
Wir besteigen eine kleine „Anhöhe“ in Å, genießen den Rundumblick und freuen uns (etwas „infantil“) über das Leben (muss auch mal sein )!
Die Insel verabschiedet uns mit malerischen Aussichten (und typischem Trockenfischgestank, den wir gar nicht mehr aus der Nase bekommen ).
Die 3-stündige Überfahrt nach Bodø ist weit weniger stürmisch als erwartet. Aber die Fähre ist sehr voll und ungemütlich. Wir rechnen nach und überlegen, ob wir beim nächsten Mal (haha - ja, wir kommen wieder ♥) doch lieber etwas länger, aber gemütlicher, in Olga reisen.
In Bodø angekommen machen wir uns auf die Reise zur schwedischen Polarkreis-Grenze Richtung Arjeplog.
Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll, denn schon wieder geht es über einen Bergpass. Wir erreichen die unspektakuläre Grenze zwischen Norwegen und Schweden ganz ohne Fahnen, dafür aber mit Nebel und Schnee!
Wir genießen die unglaublich leere Strecke über die 95 und erreichen relativ spät (nach 22:00 Uhr) den Polarkreis in Schweden - aber die Mitternachtssonne lacht nochmal für uns.
Es ist perfektes „Elch-Wetter“ (Klima, Zeit und Ort), aber wir sind nicht erfolgreich. Keine Elch-Sichtung heute - dafür aber auch kein Unfall und keine Panne! ♥ Nach 370km und fast 13h Reise sinken wir zufrieden ims Bett! Vielleicht sind wir morgen erfolgreicher - da geht's (fast) ins Elch-Camp nach Östersund.
Tag 10 - UAZ Panne in Lappland
Es ist kalt aber schön, als wir am Polarkreis unsere Reise durch's schwedische Lappland weiter Richtung Süden starten. Tom und ich teilen uns die 550km lange Reise auf. - So kann immer einer entspannen und genießen (und der andere muss Beifahrer sein ). Zwar sehen wir unterwegs keine Elche, aber zwei mal kreuzen schöne Rentiere unseren Weg (glücklicherweise ohne Kollision ♥).
Und gerade als wir uns über den „Simpsons“-Himmel freuen, trauen wir unseren Augen nicht. Eine militärgrüne „Buchanka“ kommt uns mit gedrosselter Geschwindigkeit entgegen! Die Freude ist groß über die unerwartete Fahrzeug-Begegnung hier in den weiten Wäldern Lapplands, aber gleich wieder getrübt, denn Torsten hatte eine Panne mit seinem UAZ.
Ein kleines Teil macht ihm große Probleme… Die Spannrolle des unteren Rippenriemens hat sich verabschiedet. Das ist leider (so berichte ich ihm) eine bekannte Schwachstelle des modernen ZMZ Motors. Wird die Spannrolle zu stark gespannt, löst sie sich irgendwann einfach auf. Es ist leider nur ein billiges Plastikteil.
Noch krasser ist, dass ich mir eine solche Spannrolle beteits (vorsorglich) von einem lieben Freund (Danke Matthias ♥) besorgen lassen habe! - Man muss sich das mal „auf der Zunge zergehen lassen“, was für Zufall! Da treffen sich zwei extrem exotische, russische Fahrzeuge im schwedischen Lappland auf einer Landstraße (das allein ist schon selten genug). Und dann fehlt dem einen UAZ genau das Teil, was der andere UAZ ausgerechnet -fast- dabei hat - aber leider zu Hause auf dem Schreibtisch vergessen hat!!!
Unfassbar nah dran - an einer perfekt-brüderlichen Hilfe! Es tut mir so leid, dass ich heute mit diesem Ersatzteil nicht ausgehelfen kann!!! Wenigstens kann ich ihm noch ein paar mögliche Lösungsansätze für eine Unterwegs-Reparatur in einer Werkstatt im nächsten Ort mitgeben (1. Alte Rolle mit großer Scheibe wieder auf's noch vorhandene Lager drücken, 2. Einfache Ersatzrolle aus Alu drehen (lassen) oder 3. Alternative Spannrolle mit ähnlichem Durchmesser suchen und montieren). Darüber hinaus habe ich ihm noch mein übersetztes Motor-Handbuch mitgeben können…
Wir hoffen er kommt damit durch (er will unbedingt weiter nach Helsinki)! Wir hoffen sein süßes Maskottchen, Mascha, hilft ihm dabei!
Ja, mit so etwas muss man selbst bei einem UAZ Neuwagen leider immer rechnen. - Da hilft nur optimistisch bleiben, russisch improvisieren und pragmatisch beobachten! [Update: Später erfahren wir dass Torsten im nächsten Ort eine BMW Spannrolle bekommen und verbaut hat, damit konnte er seinen Urlaub fortsetzen. Genial! ]
Wir fahren weiter und obwohl wir eine gute Stunde verloren haben, verlängern wir die heutige Strecke (doch weiter als „nur“ bis Östersund), um bei bestem Sommerwetter noch etwas zu (kilo-)metern. Das bringt uns zu einem kleinen aber feinen Campingplatz direkt am See in Hoverberg. - Ein absoluter Traum. ♥
Der Platz ist charmant und gut organisiert (Stellplätze direkt am Wasser und ein unkomplizierter Check-in Automat an der Rezeption ). Wir genießen das Sommerabendwetter und gehen bei Traumaussicht aus dem Olga-Fenster glücklich und dankbar ins gemütliche Bettchen.
Tag 11 - Oslo - wir kommen wieder
Die Camping-Nacht am See war wunderbar (wenn mam die vielen Mückenstiche an Armen und Beinen mal weglässt ).
Wir machen uns auf den Weg zurück nach Norwegen. Unsere Fähre fährt morgen pünktlich ab Oslo (mit oder ohne uns ). Also heißt es Kilometer machen!
Wir verlassen die E45 und kürzen die Strecke über Nebenstraßen ab, die nicht mal in unserer Papierkarte vermerkt sind. Also kann Tom nicht mehr navigieren, aber wir haben ja noch TomTom - und einer von beiden weiß immer weiter (einfach genial). ♥
Es ist einsam, wirklich einsam. Wir sind nicht nur die Einzigen hier auf der Straße - weit und breit, sondern wir haben auch kein Internet mehr, nicht mal mehr Mobilfunk!
Jetzt nur nicht liegen bleiben! Denn „Berge für guten Empfang“ gibt es hier auch nicht. Nur Straße und Wälder, nichts als endlose Wälder. Nicht mal mehr kleinere Höfe…
Aber wir kommen gut voran. Die Straßen schütteln Olga und uns gut durch, so dass der Beifahrer endlich alle Klapperstellen im Russenblech ausfindig machen (und abstellen) kann.
Unterwegs verpassen wir erneut fast die Grenze zwischen Schweden und Norwegen, die hier auf den Nebenstraßen noch weniger gekennzeichnet ist. Eigentlich schön so! Lediglich zwei alte Steinsäulen weisen auf die Grenze hin.
Nach knapp 550km erreichen wir Oslo im Schmuddelwetter. Unser letzter Stopp auf dem Holmenkollen gibt einen schönen Blick über die Stadt am Meer frei! ♥ Demütig glücklich freuen wir uns, dass unsere Olga satte 4000km so gut durchgehalten hat (und auch wir die Spannrolle bisher nicht brauchten ).
Tag 12/13 - Zurück in den Sommer
An unserem letzten Tag in Norwegen zeigt sich Oslo von seiner „nassen Seite“ - es regnet in Strömen (na das passt ja zu unserer Abschiedsstimmung ). Wir legen „noch einen drauf“ und nutzen die willkommene „Outdoor-Zwangspause“ für ein bisschen Kulturprogramm! Wir gehen ins Munch Museum (für alle „Kulturbolschewisten“: Edvard Munch war ein norwegischer Maler und Grafiker des Symbolismus ).
Die oft depressiv wirkende (und heute wunderbar zum Wetter passende ) aber beeindruckende Kunst von Edvard Munch inspiriert uns. - So viel Stimmung mit so wenig Pinselstrichen! Die Bilder sind zeitlos und regen zum Nachdenken an! Ein schöner Abschied. ♥
Das Einschiffen zurück auf das große Schiff der Color Line erfolgt ohne Probleme. Schon wieder genießen wir eine schräge Abend-Show! Mit Happy Socks im Regenbogen-Design feiern wir meinen Geburtstag und läuten so standesgemäß die Pride-Wochen ein! Besser geht's nicht!
In Kiel angekommen gibt es noch ein klitzekleines Familientreffen. ♥ Und in (ungewohnter) Hitze fahren wir bei (bestem) Sommerwetter zurück nach Berlin und vermissen die einsamen Straßen Skandinaviens (freuen uns unterwegs aber über immer mehr Anzeichen der Energiewende ).
Epilog
Eine fantastische Reise geht nun zu Ende! - Wir haben den Polarkreis überwunden, Rentiere und Elche aus der Nähe gesehen, ein Bad im eisigen Nordmeer genommen, Gipfel erklommen, ein Tor am Ende der Welt geschossen, wirklich tolle Leute getroffen und immer wieder die gigantisch schöne Natur genossen!!!
Satte 4335km haben wir dabei in 13 Tagen mit unserem kleinen „Russenbully“ namens OLGA pannenfrei (!) zurückgelegt. Das Russenblech hat sich bewährt!
Dankbar glücklich beschließen wir, dass das nicht unsere letzte Reise nach Norwegen war. (Vielleicht das nächste Mal sogar bis zum Nordkap??? Aber nur mit Spannrolle im Gepäck! )… Und mit etwas mehr Zeit zum wandern!
Die erneut defekte italienische Klimaanlage fliegt übrigens zu Gunsten einer Kompressor-Kühlbox jetzt endgültig raus (wir tauschen Nutzwert gegen dekadenten Komfort ). Mehr dazu ein anderes Mal auf den OLGA - Umbau Seiten…